Schlauchreparatur: Schwarze Löcher und dunkle Materie

Rollschlauch bei der Feuerwehr zu sein ist ein Knochenjob. Das Klima ist rau: mal friert man ein, mal liegt man direkt in der Glut. Gnadenlos wird man durch alles hindurchgezogen, was da so kommt, ohne Rücksicht auf scharfe Kanten, spitze Gegenstände oder zerbrochenes Glas. Ständig steht man unter Druck. Und von wegen langes Abhängen im Schlauchturm, da ist man noch gar nicht ganz trocken und schon geht’s zurück aufs Feuerwehrfahrzeug. Dieser Lebensstil bleibt nicht ungesühnt – ein Löchlein hier, ein Risslein dort. Hier kann eine Schlauchreparatur Abhilfe schaffen.

Entdeckt Ihr in der Übung oder im Einsatz ein Loch im Schlauch, so muss dieser Schlauch gekennzeichnet werden und sollte nach der Benutzung dem Feuerwehrgerätewart übergeben werden. Für die Kennzeichnung hat jede Feuerwehr ihr eigenes System, von Knoten in die Schlauchenden, über einfach gerollte Schläuche bis hin zu Absperrband um die Kupplungen sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Wichtig ist nur: dieser Schlauch muss von allen als defekt erkannt werden und darf nicht einfach auf das Fahrzeug zurückgelegt werden.

Schlauchreparatur Schritt für Schritt

Wie es mit einem defekten Rollschlauch in den Händen eines Feuerwehrgerätewartes weitergeht, hat sich das Lauffeuer direkt vor Ort in der Schlauchwerkstatt der Berufsfeuerwehr Kaiserslautern angeschaut. Wie im Krankenhaus wird der Patient erst einmal untersucht. Wie groß ist die Schadstelle? Ist nur ein Loch im Schlauch oder mehrere? Wie ist der Gesamtzustand des Schlauches? Ganz entscheidend ist die Frage an welcher Stelle der Defekt vorliegt.

Hat der Schlauch ein Loch in Kupplungsnähe, so ist das prima (soweit ein Loch im Schlauch als prima deklariert werden kann). In diesem Fall kann der Schlauch gekürzt werden und die Kupplung neu manuell befestigt werden, man nennt das Einbinden. Das Einbinden eines Schlauches mit Draht schauen wir uns jetzt genauer an.

Die Schlauchreparatur Schritt für Schritt

1. Schritt: Kupplung abschneiden und auseinanderbauen

Der Schlauch wird mit einer großen Schere (oder einem Messer) direkt vor dem Loch sauber und rechtwinklig abgeschnitten. Die Metall-Einzelteile des Einbandes beziehungsweise der Kupplung werden vom defekten Schlauchstück demontiert und gleich wieder verwendet.

Schlauchreparatur Schritt 1

Kritische Feuerwehrleute werden an dieser Stelle bereits ein großes ABER einstreuen. Sind unsere Schläuche denn nicht in ihrer Länge genormt? Wenn ich nun einfach ein Stück abschneide, kann das doch zum Beispiel beim 35 Meter B-Schlauch der Drehleiter zu einem „schwebenden“ Verteiler und gewissen Problemen führen. Stimmt genau, aber unsere Schläuche besitzen herstellerseitig einen kleinen Zusatzpuffer bis zur Normlänge. Natürlich muss der Gerätewart auf die Schlauchlänge achten, ist ein Schlauch zehn Prozent kürzer als in der Norm, wird er aus dem Einsatzdienst entfernt. Moderne Schlauchwaschanlagen messen bei jeder Schlauchwäsche automatisch die Schlauchlänge. Doch zurück zur Reparatur. Der Gerätewart arbeitet an einer eigens für Schlauchreparaturen eingerichteten Werkbank. Hier gibt es einen speziellen Schraubstock zum Einspannen der Schläuche und natürlich passendes Werkzeug für die auszuführenden Arbeiten.

2. Schritt: Reinigung mit einer Drahtbürste

Zunächst wird der sogenannte Einbindestutzen überprüft und mit einer Drahtbürste gesäubert. In dem Einbindestutzen sitzt die Dichtung der Kupplung. Diese wird je nach Zustand erneuert.

Schlauchreparatur Schritt 2

3. Schritt: Einfädeln des Knaggenteils

Bevor der Schlauch über den Einbindestutzen geschoben wird, muss unbedingt das Knaggenteil in den Schlauch eingefädelt werden. Vergisst man diesen Schritt, muss man am Ende die ganze Arbeit von vorne beginnen.

Schlauchreparatur Schritt 3

4. Schritt: Schlauch mit Knaggenteil auf dem Einbindestutzen

Nun wird der Schlauch über den Einbindestutzen geschoben.

Schlauchreparatur Schritt 4

5. Schritt: Drahteinband

Was jetzt kommt, hat schon ein bisschen etwas von Kunsthandwerk und erfordert ganz schön Übung: Mit einem speziellen Draht (nicht korrodierend und korrosionsgeschützt) wird durch Umwickeln der Schlauch auf den Einbindestutzen „gebunden“.

Schlauchreparatur Schritt 5

Bei diesem B-Schlauch werden zwei Einbände gemacht. Zwischen den beiden Einbänden darf der Draht nicht einfach abgeschnitten werden, sondern wird mit einer Kombizange in sich mehrmals verdreht und dann weitergeführt.

6. Schritt: Nachbearbeitung des Drahteinbands

Damit alle Wicklungen ganz parallel und ohne Abstand verlaufen, werden sie bei Bedarf mit Hammer und Splintentreiber vorsichtig nachgearbeitet.

Schlauchreparatur Schritt 6

7. Schritt: Sicherung des Drahteinbands

Nach der letzten Verdrehung wird der Draht mit einem Seitenschneider sauber abgetrennt und das Ende umgebogen, sodass es später unter dem Knaggenteil, ganz geschützt, verschwindet.

Schlauchreparatur Schritt 7

8. Schritt: Einbau des Sperrrings

Nun wird das Knaggenteil über den eingebundenen Schlauch ganz nach vorne geschoben (ein Glück haben wir nicht vergessen, es ganz am Anfang einzufädeln) und ein sogenannter Sperrring montiert. Der Sperrring ist ein O-förmiger, aufgesägter Metallring, der das Knaggenteil auf dem Einbindestutzen fixiert. So ist das Knaggenteil gegen Herunterrutschen gesperrt, kann sich aber auf dem Metallring frei drehen – sonst wäre das mit dem Kuppeln schwierig. Der Einbau des Sperrrings erfordert vom Gerätewart noch einmal einiges an Geduld und Fingerspitzengefühl. Mit einem Spezialwerkzeug (dem Sperrringheber) muss der Ring über die Drahtwicklungen hinweg in die Tiefen des Knaggenteils bis in eine dafür vorgesehene Nut bugsiert werden.

Schlauchreparatur Schritt 8

9. Schritt: Abschluss der Schlauchreparatur

Geschafft – fertig ist der neue Schlaucheinband. Nun muss der Schlauch geprüft werden. Nach bestandener Dichtprüfung kann der nächste Löscheinsatz für den Schlauch kommen.

Neben der gerade dargestellten Variante der Drahteinbindung können Kupplungen auch mit Spannzargen und Pressbuchsen befestigt werden, doch das wäre eine andere Geschichte.

Schlauchreparatur Schritt 9

Die Schlauchreparatur in der Schlauchmitte

Was aber, wenn das Loch nun nicht in Kupplungsnähe, sondern ziemlich mittig im Schlauch sitzt? Hier gehen die Meinungen der Gerätewarte in der praktischen Anwendung durchaus auseinander. Die Schlauchreparatur von Löchern mittig im Schlauch müsst Ihr Euch ähnlich vorstellen wie das Flicken eines Fahrradreifens. In Kurzform heißt das: Loch markieren, Schlauch einspannen, Flicken zuschneiden, Flicken und Schlauch mit Lösung einpinseln und dann unter Druck und Temperatur in einer eigenen Pressvorrichtung vulkanisieren, abkühlen lassen, prüfen, ob es hält.

Probleme mit Flicken gibt es jedoch bei Löchern an Knickkanten. Wenn Ihr den Querschnitt eines Schlauches genauer betrachtet, werdet Ihr zudem ein potentielles Problem des Flickens gleich erahnen. Der Mehrlagenaufbau des Schlauches birgt die Gefahr, auf der Sichtseite einen wunderschönen Flicken aufzukleben, ohne das Loch in der Innengummierung abgedichtet zu haben.

Quelle: https://lauffeuer-online.de/

Ein neuer Schlauch muss her

Wie ein neuer Schlauch entsteht, seht Ihr in unserem Videobereich. Der alte Schlauch muss jedoch nicht gleich in den Müll, damit kann man noch einiges veranstalten. Seht selbst bei einem kreativen Partnerunternehmen fireupcycling.de

Feuerwehrschlauch Upcycling: Tasche, Smartphone-Hülle, Beisswurst und mehr.